Papierene Rettung | Neustart für die Kastagnetten
Man stelle sich vor, mitten im Auftritt zerbricht das Instrument, das die Leidenschaft, das Feuer, die Dramatik und den rhythmischen Drive bestimmt, das unersetzbarer Teil des Flamenco ist: Die hölzernen Kastagnetten, egal ob aus Grenadille- oder Ebenholz, Palisander, Elfenbein, Mandel- oder Kastanienholz gefertigt, waren anfällig, höchst empfindlich gegenüber Temperatur und Feuchtigkeitsschwankungen und immer wieder brachen sie und brachten Künstler zur Verzweiflung.
Für Antonio el Bailarín, einer der berühmtesten Tänzer des 19. Jahrhunderts, ein unhaltbarer Zustand. Er inspirierte die Kastagnetten-Manufaktur Castañuelas del Sur in Sevilla zu einer Innovation, die bahnbrechend sein sollte. Und Papier war die Rettung! In festen Lagen gepresst, bearbeitet und lackiert entwickelte die Manufaktur Kastagnetten, die langlebig waren, nicht mehr zerbrachen und zudem neue Klangfarben ins Spiel brachten. Für el Bailarín und seine Kollegen und Kolleginnen begann eine neue Ära. Die „Fibra“-Kastagnetten retteten Auftritte und das Feuer des Flamenco.
Bis heute sind „Fibra“-Kastagnetten von Castañuelas del Sur begehrt und haben ihren festen Platz neben Fiberglas- und Tela-Kastagnetten, die aus gepresster spanischer Baumwolle hergestellt werden. Sogar Holz hat wieder seinen Platz auf den Konzertpodien, denn in feinen Schichten verleimt bleiben die Holz-Kastagnetten genauso stabil und unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen wie die Varianten aus den anderen Materialien.
Weicher, warmer Klang, eher leise oder hart, laut und durchdringend: Die Bandbreite der Klangfarben und der Lautstärke ist weit gefächert und Künstler und Künstlerinnen können sich heute die Kastagnetten auswählen, die ihren Auftritten, ob im Konzerthaus oder Open-Air, den optimalen Ausdruck verleiht. Und so sind spektakuläre Flamencoabende und Shows möglich, Feuerwerke der Leidenschaft, virtuos, mitreißend, oder auch melancholisch und dramatisch.
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