Das Geheimnis der Ornamente
Kaum ein anderes Element ist bis heute so stilprägend für eine Region geworden, wie die bunten Fliesen und Kacheln, die das „typisch“ Spanische ausmachen.
Großartig sind der Formenreichtum, die Blumenornamentik und die Farbenpracht, die den Betrachtenden in ihrem Bann halten. Worin liegt die Magie dieser Ästhetik? Laut Überlieferung hatte der Prophet figürliche Darstellungen verboten, so dass sich die Meister der islamischen Baukunst zu Meistern der Ornamentik mit hochkomplexen Mustern entwickelten. Diese Muster fehlerfrei zu gestalten und zu legen, ist mit einfachen Mitteln, sprich Zirkel und Messlatte fast unmöglich.
Das Geheimnis der Konstruktion entdeckten die beiden Physiker Peter Lu von der Harvard University und Paul Steinhardt von der Universität Princeton. Lu war bei einem Besuch in Usbekistan eher zufällig aufgefallen, dass die faszinierenden Muster des Darb-e-Imam-Schreins auf wenigen Bausteinen zu basieren schienen. Er ging dieser Entdeckung nach und fand heraus, dass die Basis die sogenannten „Girih-Kacheln“ sind. „Girih“ bedeutet persisch „Knoten“. Dabei handelt es sich um einen Satz von fünf Kacheln: Die zentrale Figur ist ein Zehneck, hinzu kommen ein Sechseck, ein Fünfeck, eine Raute und eine Fliege oder Sanduhr. Ausgehend vom Zehneck lassen sich aus diesen Girih-Kacheln komplexe Muster entwickeln.
Identische Linien auf jeder dieser Kacheln werden zu einem unendlichen Muster. Persische Architekten trieben seit dem 12. Jahrhundert diese Kunst auf die Spitze, indem sie Girih-Kacheln in zwei Maßstäben miteinander verbanden, das heißt: Das größere Muster wiederholte sich im Kleinen. Dadurch entstanden Muster mit einer klaren Ordnung, die aber nicht symmetrisch sind!
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